„Ich fange vor Rührung immer an zu weinen, wenn sich diese wunderschönen Geschöpfe vor meinen Augen im Wasser bewegen.“ Seit sie denken kann, liebt die inzwischen 21-jährige Désirée
Scheibelhut Delfine, fährt mindestens einmal pro Jahr in den Duisburger Zoo und ärgert sich, dass sie mittlerweile so groß ist, dass sie sich nicht mehr im Boot durch das Delfin-Becken ziehen
lassen darf. Kurz vor Weihnachten erfüllte das Schaufenster der Auszubildenden im Rahmen der Aktion „Traumberufe der Kindheit“ ihren größten Wunsch: Sie durfte für einen halben Tag als
„Aushilfs-Tierpflegerin“ hinter die Kulissen des Delfinariums im Duisburger Zoo schauen.
Dienstbeginn: 8 Uhr - mit Gummistiefeln und Regenjacke. Als erstes steht die Futterzubereitung auf dem Plan. Unter Anleitung von Tierpfleger Thomas Lange sortiert Désirée hunderte von
Fischen. Lange erklärt: „Was gefüttert wird, wechselt von Tag zu Tag, damit es für die Tiere nicht langweilig wird.“ Heute stehen unter anderem Tintenfische und Heringe auf der Speisekarte der
vier Delfine. Beschädigte Fische werden aussortiert. „Was Menschen noch zu essen bekämen, kommt bei uns nicht mehr ins Delfin-Futter“, erläutert Lange, „das bekommen dann die Graureiher oder
Kormorane“. Bereits auf den Fangschiffen werden die Fische auf Schadstoffe untersucht.
„Auch da sind unsere Anforderungen höher als bei Fisch, den Menschen auf den Teller bekommen“, erklärt der Tierpfleger seiner „Aushilfe“, die anschließend erst einmal die Futterküche putzen muss
- auch das gehört halt zu den Aufgaben der Delfin-Pfleger. „Jetzt nehmen wir Wasserproben“, nimmt Thomas Lange Désirée mit an die verschiedenen Becken. Ausgewertet werden die Proben anschließend
im Labor, das sich - mit Panoramascheiben ausgestattet - unterhalb der Wasseroberfläche befindet. Während Désirée den ph-Wert, den Salzgehalt und die Leitfähigkeit des Wassers misst, schaut
Pepina neugierig durchs Fenster zu der „Neuen“ hinein. „Die Tiere sind neugierig, wenn sie merken, dass ein Fremder da ist“, erzählt Lange.
Mittlerweile ist es nach 9 Uhr, die vier Duisburger Delfine hat Désirée Scheibelhut bisher nur flüchtig oder durch die Glasscheibe gesehen. Tierpfleger zu sein heißt eben nicht, den ganzen Tag
mit den Tieren zu verbringen... Und auch die nächste halbe Stunde ist unsere Traumberuf-Gewinnerin eher „unter Tage“ als über oder neben dem Wasser. Im Keller des Delfinariums müssen die Technik
überprüft und etliche Werte abgelesen werden.
Vier Tierpfleger betreuen die Delfine Pepina, Daisy, Ivo und Delphi. „Los gehts morgens um 8 Uhr“, erfährt Désirée. Im Winter ist abends um 16.30 Uhr Schluss, im Sommer eine halbe Stunde später -
„ist ein Tier krank oder Nachwuchs da, dann ist allerdings auch Rund-um-die-Uhr-Dienst angesagt“, erläutert Pfleger Thomas Lange, der bereits seit 14 Jahren im Delfinarium arbeitet - obwohl das
nicht sein Traumjob im Zoo ist, wie er offen sagt. Während viele der 2500 Bewerber für Praktika und Ausbildungsstellen, die den Zoo jedes Jahr anschreiben, gerne im Delfinarium arbeiten
würden, ist die Aufgabe zoointern gar nicht so beliebt - „und das liegt nicht nur an den Fischhänden, die man immer hat“, fügt Lange schmunzelnd hinzu. Vielen Kollegen liege es nicht, täglich vor
Publikum zu stehen, die Technik zu warten oder den Dreck der Besucher wegzuräumen.Lange schätzt an seiner Arbeit, dass er engen Kontakt mit den Tieren hat und mit ihnen arbeiten kann. „Langeweile
kommt selten auf“, so der Tierpfleger. Bevor die Menschen Frühstückspause machen können, steht zunächst das Frühstück für die Tiere auf dem Plan. Hier ist die 21-jährige Désirée voll in
ihrem Element.
Freudestrahlend füttert sie die Tiere. Und die sind ganz offensichtlich zufrieden mit dem Futter und der neuen Futter-Geberin. Anschließend muss alles für die Show um 11.30 Uhr vorbereitet
werden, die Désirée natürlich aus nächster Nähe verfolgen darf - bevor der abwechslungsreiche Vormittag im Duisburger Zoo zu Ende geht und sie das Becken wieder mit dem Büro-Schreibtisch tauschen
muss.
Von Philipp Nieländer / Schaufenster Mettmann