Franziska Strohmeyer kann so leicht nichts aus der Ruhe bringen. Weder eine türkische Hochzeitsgesellschaft, die mit unzähligen Koffern vor dem Check-in-Schalter in Kiel steht, noch das junge, schwedische Pärchen, das beim Einkaufen die Zeit vergessen hat und nun mit hochroten Köpfen in Richtung Schiff stürmt. Die gelernte Bürokauffrau, die seit sechseinhalb Jahren für Stena Line arbeitet, hat für jeden ein freundliches Lächeln. Wir haben der gebürtigen Berlinerin und ihren Kolleginnen einen Tag lang beim Check-in am Schwedenkai über die Schulter geschaut.
Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen empfängt Franziska Strohmeyer die Passagiere für die Nacht-Überfahrt von Kiel nach Göteborg. Für alle Passagiere, die ohne
Auto nach Göteborg reisen, ist sie an diesem Tag die erste Anlaufstelle am Schwedenkai. „Schönen guten Abend“, begrüßt sie ein älteres Ehepaar, „dürfte ich bitte ihr
Ticket sehen? Vielen Dank...“ Routiniert gibt sie alle Daten in ihren PC ein. In der digitalen Passagierliste ändert sich der Status auf „eingecheckt“ und die Bordkarte wird
ausgedruckt. „Können wir denn noch mal schnell in die Stadt?“ fragt der Passagier. „Überhaupt kein Problem“, erwidert Franziska nach einem kurzen Blick auf die Uhr.
„Spätestens um 18.30 Uhr sollten sie wieder an Bord sein, denn um 19 Uhr legt die Stena Germanica ab.“
Gerade in den Sommermonaten, wenn die Gäste bereits ab 15 Uhr an Bord können, nutzen viele Passagiere die Zeit für einen Bummel durch die Förde-Stadt, nachdem sie das Gepäck
an Bord gebracht haben. Dann heißt es für das Check-in-Team, den Überblick zu behalten. Darum gibt es direkt am Landgang, wie die Brücke vom Terminal auf das Schiff in der
Fachsprache heißt, eine weitere Kontrolle, bei der die Bordkarte gescannt wird. „So wissen wir genau, wer wirklich an Bord ist“, erklärt Inge Knoop-Emil, die am heutigen
Nachmittag ebenfalls am Counter sitzt. „Wenn kurz vor der Abfahrt noch Passagiere fehlen, versuchen wir natürlich alles, diese zu erreichen, beispielsweise über Handy, wenn wir in
der Buchung eine Nummer haben.“ In aller Regel gelingt es, aber leider nicht immer. „Vor nicht allzu langer Zeit kamen zwei Passagiere ganz gemütlich auf mich zugeschlendert,
die fest davon überzeugt waren, dass das Schiff um 19.30 Uhr ausläuft. Da war es kurz nach 19 Uhr und die Fähre hatte gerade abgelegt.“ Die beiden Schweden sahen es nach
dem ersten Schock zum Glück mit Humor und haben in Kiel übernachtet. „Am nächsten Tag kamen sie gut gelaunt und pünktlich zum Check-in“, erinnert sich Inge.
Bei Travel-Agent Franziska Strohmeyer klingelt derweil das Telefon. „Hallo, Schmidt hier, wir stehen gerade im Stau auf der A7“, hört man eine verzweifelt-genervte
Stimme. Franziska versucht die Familie, die eine Woche Hüttenaufenthalt in Schweden gebucht hat, zu beruhigen. „Das klappt bestimmt noch, fahren Sie aber auf jeden Fall
vorsichtig“, sagt sie, während sie sich eine Notiz macht. Gerade zu den Hauptreisezeiten kommt das häufiger vor. Für Passagiere mit langer Anreise hat sie zwei Tipps parat:
„Entweder eine Hotelübernachtung in Kiel oder der Umgebung einplanen oder aber ein Flexi-Ticket buchen, damit man notfalls kostenlos umbuchen kann. Mit einem
Premium-Ticket kann man sogar bis zwei Stunden vor Abfahrt stornieren.“
Während Familie Schmidt noch im Stau steht, rollen bereits die ersten Fahrzeuge auf die Stena Germanica. Die gebürtige Finnin Marita Trautmann, die fließend
Englisch, Schwedisch, Deutsch und auch Französisch spricht, stellt am Auto-In-Check die Bordkarten aus und löst nebenbei die größeren und kleineren Probleme der Passagiere,
die von vergessenen Tickets über fehlerhafte Buchungen bis hin zu Angst, allein auf das Autodeck zu fahren, reichen. Immer wieder hört sie schöne Geschichten –
beispielsweise von Menschen, die ihr erzählen, dass sie seit über 40 Jahren jedes Jahr mit Stena Line nach Göteborg fahren, oder von inzwischen verheirateten Paaren, die
sich einst auf einer Überfahrt kennen gelernt haben. Mittlerweile ist auch Familie Schmidt in Kiel angekommen und fährt ihren Pkw als letzten auf das Schiff. „Övre bildäck
från kontrollen. Alla bilar har kommit“, funkt Marita Trautmann aufs Autodeck. Die Stena Germanica kann pünktlich ablegen – Marita, Franziska, Inge und ihre Kollegen am
Checkin haben entscheidend dazu beigetragen.