700 Komparsen spielten Flugpassagiere: Der große Check für den neuen Terminal am Airport verlief praktisch reibungslos. In drei Wochen kann wirklich gestartet werden.
"Ihr Flug TST 002 nach Rom ist nun am Gate B74 zum Einsteigen bereit." Eigentlich keine ungewöhnliche Durchsagen an einem Flughafen. Und an einem normalen Tag interessiere sich afür höchstens die Passagiere, die der Aufruf betrifft. Am Wochenende war aber alles etwas anders.
Endlich wieder waren nicht nur Bauarbeiter, sondern auch viele "Fluggäste" mit Koffern und Taschen im Terminal B zu sehen. Die 700 vermeintlichen Passagiere flogen aber nicht von Lohausen aus in den Urlaub - sie waren Komparsen beim großen Belastungstest des neuen Terminals. Im Selbstversuch sollten sie alles erkunden, was in drei Wochen bei der realen Inbetriebnahme schief gehen könnte: defekte Kofferbänder, ausgefallene Monitore, fehlende Hinweisschilder. "Wir wollen möglichst realistische Bedingungen schaffen", erklärt Qualitätsmanager Dietmar Kalk das Konzept des Inbetriebnahmetests.
Als Servicekauffrau Daniela Baar auf einen Knopf an ihrem Mikrofon drückt, sind mehr als zehn Kameras auf sie gerichtet. Unbeeindruckt spult die 20-Jährige ihren Text herunter. Dann ist es geschafft - die erste Ansage im neuen Terminal B ist ohne Knistern und Rauschen über die Lautsprecher gegangen. Aber obwohl rund 200 Menschen vor dem Gate warten, findet der aufgerufene Flug natürlich nicht statt.
Eine ältere Dame staunt nicht schlecht, als sie in ihrer Aufgabenstellung liest, dass sie Teil einer sechsköpfigen Familie ist, die zu spät zum Check-in kommt. Lothar Berg hat eine einfachere Rolle erwischt. Der 47-Jährige ist - laut Aufgabenzettel - ein gut vorbereiteter Geschäftsmann auf dem Weg nach New York. Routiniert checkt er ein und geht mit seinem Handgepäck durch die Sicherheitskontrolle zum Gate. Lisa Müller nimmt die realistischen Testbedingungen sehr genau und erscheint mit zwei riesigen Koffern am Schalter der LTU. 55 Kilo - das ist eindeutig Übergepäck, kostet heute aber ausnahmsweise nichts extra.
Plötzlich Unruhe gleich nebenan bei der Air France. Ein Komparse gibt vor, seinen Pass vergessen zu haben. Die Koffer sind aber schon über das Gepäckband verschwunden. Was nun? Die Flughafenmitarbeiterin ist sich unsicher und weiß nicht, wie weit der Test gehen soll. "Muss ich jetzt wirklich in der Gepäckhalle anrufen?" Ja, muss sie. "Genau diese Situationen sollen ja geprobt werden", sagt Qualitätsmanager Kalk.
Kurze Zeit später erscheint Helmut Kohl auf der Bildfläche - auch er ist auf dem Weg in die USA. Ganz ohne Bodyguards, denn der Krefelder ist einer von rund 375 Namensvettern des Ex-Kanzlers. Obwohl er fünf Minuten zu spät dran ist, reagieren die British-Airways-Angestellten gelassen: "Jetzt aber schnell zum Flieger, sonst ist er weg", kann sich BA-Mann Gero Christ ein Grinsen nicht verkneifen. Es ist halt doch alles nur ein Test.
Ein klarer Fall für die Johanniter ist die folgende Aufgabe: "Stellen Sie einen Behinderten dar, der nicht ohne Hilfe zum Flugzeug gehen kann." Michael Asmus von den Johannitern beobachtet, wie schnell ein Rollstuhl samt Mitarbeiter vor Ort ist. "Das neue Terminal ist für behinderte Mitbürger geeignet." Was nur fehlt, sind behindertengerechte Check-in-Schalter.
Trotz einiger kleinerer Pannen, die akribisch notiert werden, sind die Verantwortlichen am Ende des Tests zufrieden - und versprechen: "Bis auf einige kleinere Schönheitsfehler wird bei der Eröffnung alles perfekt sein."