Die 24-jährige Claudine Seum hat ein ungewöhnliches Hobby: Sie geht mit Flosse baden. Man kann sie auch für den heimischen Pool buchen.
Vor sechs Jahren war es dann eine Fernsehsendung, die einiges im Leben von Claudine Seum verändert hat: „Es war eine Reportage über eine Frau, die ein Unterwasser-Fotoshooting als
Meerjungfrau gemacht hat. Als die Sendung vorbei war, stand für mich fest, dass ich so etwas auch machen möchte.“
Das Problem: Meerjungfrau-Flossen kosteten zum damaligen Zeitpunkt rund 3000 Euro. Zu viel für die Schülerin. Und so dauerte es noch zwei Jahre, bis sie sich ihren Traum erfüllen und ihre
erste Flosse bestellen konnte. „Sie war blau. Und ich war unheimlich aufgeregt, als das Paket ankam. Ich habe sie ausgepackt, kurz anprobiert und bin dann direkt ins Volksbad gefahren, um sie
auszuprobieren.“ An ihre ersten Schwimmversuche erinnert sich die Waldnielerin, die mittlerweile eine Ausbildung zur Ergotherapeutin macht, noch gut: „Es gab viele irritierte Blicke — und das
Schwimmen war verdammt anstrengend, weil man zwar die Knöchel bewegen, aber die Füße nicht auseinandernehmen kann. Es muss wohl so ausgesehen haben, als wäre ich kurz davor, unterzugehen.
Jedenfalls hat mich der Bademeister nicht aus den Augen gelassen. Ich selbst habe es einfach nur genossen.“
Mittlerweile sind knapp vier Jahre vergangen. Claudine Seum bewegt sich mit ihrer inzwischen zweiten — lilafarbenen - Flosse („Die erste hat ein dickes Loch“) sicher durchs Wasser. Eine
weitere Flosse — knallgelb — ist bereits bestellt. Mehrfach stand, lag und trieb die 24-Jährige im Laufe der Zeit schon vor Kameras. „Das macht viel Spaß und es sind tolle Fotos entstanden.“
Das Meerjungfrau-Dasein sieht sie nach wie vor in erster Linie als Hobby an: „Wenn ich im Wasser bin, bekomme ich den Kopf frei, gleichzeitig trainiere ich die Bauchmuskeln und die
Oberschenkel. Ins Fitnessstudio muss ich also nicht“, sagt Claudine Seum lächelnd.
Dennoch hat sie — zusammen mit einer Bekannten — nun auch einen Weg gefunden, mit dem Hobby auch Geld zu verdienen: Gemeinsam bieten sie Meerjungfrau-Events an — beispielsweise für
Kindergeburtstage. Die Kinder schlüpfen in verschiedene Rollen und spielen in einer interaktiven Geschichte mit. „Beispielsweise müssen verschiedene Utensilien gesammelt werden, damit eine
Fee, die ihre Flosse verloren hat, wieder zur Meerjungfrau wird“, nennt Seum ein Beispiel. Dabei kommt ihr zugute, dass sie während ihrer Ausbildung Praktika in Kindergärten und einer
Behindertenwerkstatt absolviert hat. Aber auch Erwachsene können sie buchen: für Schwimmtrainings und/oder Fotoshootings mit Flossen.
Wenn sie genug gespart hat, möchte die niederrheinische Meerjungfrau gerne einmal in einem klaren Meer tauchen — zwischen vielen Fischen. „Australien oder Neuseeland — das wäre mein Traum.
Aber bis der wahr wird, tun es auch die Seen und Schwimmbäder in der Region.“
Von Philipp Nieländer