Seit 18 Jahren verwaltet Gisela Frentz die Studentenwohnanlage an der Brinckmannstraße. Auch bei Liebeskummer ist sie Anlaufstelle für viele Mieter.
In ihrem Arbeitsvertrag steht Hausverwalterin, ganz nebenbei ist Gisela Frentz aber auch Psychologin, Detektivin, und manchmal sogar Mutterersatz. An ihrer Bürotür könnte außerdem ohne weiteres
"Inoffizielle Zweigstelle der Post und der Stadtwerke" stehen.
1982 wurde der erste Bauabschnitt des Studentenwohnheims an der Brinckmannstraße bezogen. Pünktlich mit den ersten 197 "Studis" ist auch Gisela Frentz eingezogen.
Wie wird aus einer gelernten Drogistin, die danach mehrere Jahre in einem Modehaus gearbeitet hat, plötzlich eine Hausverwalterin?
Menschen 2001
Ganz einfach. Man lernt einen Mann kennen, der eines Tages sagt: "Gisela, ich hab da was für dich, was dir bestimmt Spaß macht. Du als Verwalterin und ich als Hausmeister." Sie sagte einfach
ja.
In den ersten Monaten war vor allem Improvisation gefragt. "Es gab nicht mal Briefkästen, die Post haben wir verteilt", erzählt Gisela Frentz. Inzwischen gibt es nicht nur Briefkästen in der
Anlage, sondern auch einen Teich mit Fischen, drei Enten, die regelmäßig vorbeischauen, insgesamt 488 Mieter. Die Hausverwalterin hat nicht nur sämtliche Namen im Kopf, sondern auch die dazu
passenden Appartement-Nummern und Gesichter. In den 18 Jahren hat sie schon viel erlebt: schöne, traurige und auch verrückte Geschichten. Mal war ein nackter "Flitzer" im Wohnheim unterwegs, mal
wandelte ein mondsüchtiger Student über die Dächer.
Die Verwalterin des multikulturellen Wohnheims mit mehr als 20 Nationalitäten erinnert sich auch an eine feucht-fröhliche Open-Air-Party, die vom Ordnungsamt beendet wurde, und an eine Mieterin,
die nicht nur regelmäßig ihren Schlüssel verlor, sondern auch einmal mitten im Appartement einen Holzkohlegrill aufgestellt hatte.
Die Geduld verliert Gisela Frentz nur äußerst selten. "Heiligabend hat mich mal ein Student angerufen, dem unter dem heimatlichen Weihnachtsbaum plötzlich eingefallen ist, dass noch ein Korb mit
nasser Wäsche in seinem Düsseldorfer Schrank steht. Die habe ich dann aufgehängt." Nur wenn morgens um sechs Uhr eine Studentin klingelt, die auf der Suche nach einer Kofferträgerin ist, spielt
die Hausverwalterin nicht mit.
Dass Mieterinnen und Mieter mit Liebeskummer zu ihr kommen, ist für die Mutter von drei Kindern und Großmutter von fünf Enkeln ganz normal. Dann stört es sie auch nicht sonderlich, wenn sich der
Feierabend mal um ein Stündchen hinauszögert.
In den 18 Jahren hat Gisela Frentz viel über das Studentenleben dazugelernt. "Das Studium wird immer härter. Ich möchte mit den Studis nicht tauschen." Nur die hohe Fluktuation heutzutage macht
sie schon ein wenig traurig. "Denn damit wird die Brinckmannstraße immer anonymer." Sagt es - und muss schon wieder los: Die Briefe, die der Postbote nicht zuordnen konnte, müssen schließlich
noch verteilt werden.
Von Philipp Nieländer