Nicht blond, nicht groß, aber trotzdem erfolgreich

WZ MAGAZIN, 7. September 2002

Als Simon(e) Erica Sharma wurde die 29-Jährige in Indien geboren, aufgewachsen ist die Comedy-Frau und Autorin aber in Köln, wo sie auch lebt

Die Geburt erfolgte ohne Arzt, weil der gerade meditierte. Was wie der Anfang des Drehbuchs einer kitschigen Krankenhausserie klingt, ist in Wirklichkeit der Beginn eines Lebenslaufes, den wohl kein Autor so hätte schreiben können. Das Licht der Welt erblickte Simon Erica Sharma in New Delhi, Indien. Diesen Namen kann eine zweijährige aber beim besten Willen nicht aussprechen. "Mona war mein allererstes Wort. Und ich habe meine Eltern so lange genervt, bis sie diesen Namen akzeptiert haben", erzählt die Halb-inderin. "Ich kann ziemlich penetrant sein."

Mit drei Jahren zog Mona mit Mutter und Bruder nach Köln, wo sie bis heute lebt. Die Schulzeit verbrachte sie meist vor dem Klassenzimmer. "Ich musste halt oft mitten im Unterricht loslachen. Das konnte ich auch nicht stoppen", sagt die 29-Jährige. Trotzdem machte sie Abitur und bestritt danach den "Nicht-Weg". "Ich hab vieles ausprobiert, um immer mehr ausschließen zu können", meint Mona Sharma. Vier Semester Medienwissenschaft und Germanistik an der Düsseldorfer Universität, "Monsterkinder" betreuen oder auf Demonstrationen Brötchen schmieren, "irgendwie war das alles nicht das Richtige."

Dann gerät sie durch Zufall in ein Casting und wird dort von der Kabarettistin Anka Zink entdeckt. Es folgten Sprecherziehung und die Teilnahme an Comedy-Workshops viele davon bei der "Royal Shakespeare Company" in London. "Du bist nicht blond, du bist nicht groß und dein Busen ist nicht groß genug. Du wirst es niemals schaffen." Ingolf Lück sollte nicht Recht behalten. Der WDR wurde auf das Nachwuchstalent aufmerksam und Mona Sharma wurde fester Bestandteil des Jugendmagazins "Lollo Rosso mal als Reporterin am Strand von El Arenal, regelmäßig als Comedian in der Nachrichtenparodie "Wichtig" und auch als Autorin.

Als die Sendung 1996 eingestellt wurde, folgte schnell ein Angebot für das neue Comedy-Format "Switch" (Pro7). Eigentlich sollte sie nur einige Texte schreiben, wurde dann aber auch zum Casting eingeladen und genommen.

"Frauen haben es im Comedy-Bereich viel schwerer als Männer. Von uns wird erwartet, dass wir dem Schönheitsideal entsprechen, total lustig sind, dabei aber die Grenzen des guten Geschmacks nie überschreiten und am besten soll bei jedem Sketch möglichst viel Dekolletee zu sehen sein", sagt Mona Sharma.

Bei "Switch" war es zunächst anders. Ihre Paraderollen waren die Viva-Multikulti-VJane Mi Lei Long Di Do Di Delü und Heidi Pršblybzçka von Deutsche Welle Polen. Auf dem Höhepunkt folgte aber die Ernüchterung: "Mehr und mehr sollte Heidi Witze über das Dritte Reich machen. Die Deutsche Welle Polen sollte dazu benutzt werden, Aufsehen zu erregen - denn Aufsehen bedeutet Quote."

All das lehnte Mona Sharma ab und verließ "Switch". "Wenn es ein gutes Format gibt, mache ich aber wieder Fernsehen", verspricht die Kölnerin, die Rinderrouladen in dicker brauner Sauce genauso gerne isst wie indische Spezialitäten.

Aber so lange müssen die Fans gar nicht warten. Am 20. September kommt das "Kleine Buch der Zicken" (Lappan-Verlag, fünf Euro) in den Handel. "Es gibt so viele Arten von Zicken", findet die Autorin. "Die einen lassen sich nicht in Normen zwängen, die machen dreist was sie wollen. Andere wissen nur selbst, warum sie gerade zickig sind. Der Auslöser liegt meistens einige Zeit zurück und der Frust wird später plötzlich abgelassen. Auf 96 Seiten findet man Glossen, Psychotests, kultige Zickenzitate und -horoskope. "Es ist ein Buch für Frauen, die über sich selbst lachen können. Ich würde mich freuen, wenn ich es geschenkt bekäme", sagt Mona Sharma.

Privat ist der Comedy-Star ein eher nachdenklicher und schüchterner Mensch. "In einem Hamburger Hotel wollte ich unbedingt noch den Aufzug erreichen und halte mein ausgestrecktes Bein zwischen die Tür. Sie öffnet sich wieder und mein Fuß ist auf Gesichtshöhe von Hugh Grant." Der Schauspieler war auf Promotion-Tour durch Deutschland, fand die Situation richtig witzig und sprach Mona Sharma sogar an.

"Ich habe mich an die Wand des Fahrstuhls gedrückt und kein einziges Wort herausgebracht", erinnert sie sich. "Selbst dann nicht, als Hugh mit der Hand vor meinen Augen hinund herwedelte, um festzustellen, ob ich überhaupt noch lebe."